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Karate-Lehrgang

Für mich war es ja nun schon der zweite Lehrgang mit Sensei Fujinaga, trotzdem wurde dieser Lehrgang am 02. / 03. Juli dieses Jahres zu einem wirklich schönen Erlebnis. Und das sicherlich nicht zuletzt nur deshalb, weil unser Verein diesmal mit neun Teilnehmern relativ stark vertreten war.

Schon im Vorfeld des Lehrganges habe ich stark für eine Teilnahme an diesem Lehrgang geworben und es meldeten sich auch viele Interessenten, so daß ich mich entschloß, einen Kleinbus zu organisieren, damit wir uns besser durch das Großstadtgedränge finden und zusammenbleiben.

So ging es dann am Samstag Morgen früh um 6 Uhr los. Am Abend vorher hatte ich allen Teilnehmern noch gesagt, wann ich bei Ihnen sein werde, und - welch Wunder - es gelang mir tatsächlich den Zeitplan auf die Minute einzuhalten. (Etwas, was bei mir nur selten klappt.)

Es ging ganz gut voran, da auf den Straßen um diese Zeit so gut wie noch kein Verkehr war. Kurz: bereits um 8 waren wir in Taucha (also Ortseingang Leipzig). Dort machten wir eine kurze Pause und diskutierten darüber, welche Autobahnabfahrt wir wohl nehmen sollten, um am besten zum Lehrgangsort zu gelangen. Jürgen machte mich dann darauf aufmerksam, daß wir doch bloß der B 87 folgen müßten, auf der wir uns doch bereits befanden, dies sei doch der kürzeste Weg, kaum Stadtverkehr ...

Nun gut so fuhren wir denn diesmal die B 87 entlang und kamen auch an, nur komischerweise schien der Stadtplan nicht zu stimmen, denn einen See, der auf der Karte eingezeichnet war, sahen wir nicht und außerdem befand sich die Turnhalle auf der linken und nicht auf der rechten Straßenseite. (Am Abend stellten wir dann fest, daß wir die Karte nur falsch gelesen hatten. War vielleicht auch besser so, denn wer weiß, ob wir sonst auch mitten durch das Zentrum gefahren wären. Immerhin haben wir uns nicht ein einziges Mal zu verfahren.)

Wir hatten noch eine gute halbe Stunde bis zur Anmeldung. So vertrieben sich die älteren die Zeit mit Gesprächen, während die jüngeren den Bus eingehend untersuchten und Fangen spielten. (Der Bus ist dabei ein fast idealer Abenteuerspielplatz, da er so viele Türen hat.)

Um neun machten wir uns auf zur Halle. Die Berliner waren schon da und so gab es erst einmal ein Hallo. Wir zogen uns, nachdem wir die Lehrgangsgebühr bezahlt hatten, gleich um und gingen in die Halle.

Pünktlich um zehn Uhr erschien Sensei Fujinaga. Die Halle war diesmal nicht so voll wie sonst (es waren nur ca. 90 Lehrgangsteilnehmer erschienen), aber dafür war das Training auf dem gewohnt exellenten Niveau Fujinagas. Die erste Trainingseinheit war für alle Graduierungen gedacht. Schon bei der Erwärmung gab Sensei Fujinaga den Trainern erste Hinweise, wie ein gutes Training aufzubauen sei. Nicht kraftintensive Übungen wie Liegestütze, Sprünge u.ä. sollten im Vordergrund stehen, dafür sei das Training selbst anstrengend genug, nein vielmehr sollte man eine lockere Gymnastik machen, viel Stretching ...

Doch dann ging es zur Sache. Man stelle sich nur einmal vor: Es gelang Sensei Fujinaga tatsächlich ein reichlich einstündiges Training mit exakt nur vier Techniken so auszufüllen, daß keinen Augenblick Langeweile aufkommen konnte.

einstündiges Training mit exakt nur vier Techniken so auszufüllen, daß keinen Augenblick Langeweile aufkommen konnte. Gyaku Zuki, Oi Zuki, Kizami Zuki und Shuto Uke waren diese Techniken. Zunächst wurden sie in einzelne Sequenzen zerlegt, dann wurde der Rhythmus in der Ausführung verändert, dann im Vorgehen und immer wieder lag das Hauptaugenmerk auf der richtigen Hüftarbeit, und und und ...

Immer wieder unterbrach Sensei Fujinaga die Ausführung der Techniken, um einige Fehler aufzuzeigen und Hinweise zum Vermeiden derselben zu geben. Wie von ihm gewohnt, war seine Art zu erklären sehr anschaulich. Immer wieder verwies er auf Parallelen zwischen Karatetechniken und Techniken anderer Sportarten oder auch ganz alltäglichen Dingen. Es war schon mehr als erstaunlich. Manch einer, der das erste Mal bei Sensei Fujinaga trainierte, glaubte bis zu diesem Tage sicherlich, daß er solch einfache Techniken wie Oi Zuki oder Gyaku Zuki längst verstanden habe, aber so viele Fehlerquellen, die bei diesen einfachen Techniken auftreten, man glaubt's einfach nicht, was es da so alles zu beachten gibt ...

Nachdem dieses erste Training vorbei war, zogen wir uns schnell um und machten uns auf zum Chinesen - Mittagessen war angesagt. Dort angekommen, mußten wir erfahren, daß schon alle Plätze reserviert seien, aber in einer Hinterstube fand sich dann doch noch ein Plätzchen für uns. Nach einem ausgiebigen Mahl, welches einige ganz hungrige noch ein wenig mit Chili-Soße nachwürzen mußten (schließlich gibt das ja einen guten Atem), machten wir uns wieder auf den Rückweg.

Die zweite Trainingseinheit war nach Graduierungen getrennt (weiß bis orange und grün bis schwarz). Hier legte Sensei Fujinaga den Schwerpunkt auf Kihon und Kumite, wobei wiederum die Hüftarbeit im Mittelpunkt stand. Auch bei den Fortgeschrittenen war der Trainingsinhalt derselbe, nur das Sensei Fujinaga außerdem noch die fünf Heian Kata sowie Tekki Shodan und Bassai Dai im Detail erläuterte und ausführen ließ. Jedes Mal, wenn er einen Fehler entdeckte, lautete sein einziger Kommen-

tar: "Nochmal." Natürlich erklärte er auch, was falsch war und zeigte es auch richtig, aber wie sich herausstellen sollte, ist es gar nicht so leicht, alles richtig zu machen.

Am Ende des letzten Trainings waren wir alle ein wenig ausgepowert, nicht zuletzt auch durch die hohen Außentemperaturen. Nun hieß es nur noch schnell umziehen und ab zum Badesee. Dort angekommen: Raus aus den Klamotten und rein ins Vergnügen. Das war vielleicht eine Wonne, nach den Anstrengungen des Trainings, einmal so richtig ausspannen und sich austoben können ... Mit den letzten Strahlen der untergehenden Sonne machten wir uns dann auch wieder auf den Rückweg. Unsere Schlafplätze im Judoraum hatten wir schon vorbereitet und so krochen wir in unsere Schlafsäcke.

Am nächsten Morgen ging das Training erst um 10.00 Uhr los. Irgendwie mußten nun die verbleibenden anderthalb Stunden ausgefüllt werden. Was lag also näher, als ein wenig Ball zu spielen? Dabei zeigte sich, daß einige noch über reichlich viel Kräfte verfügten und auch untereinander ihre Kräfte messen konnten.

Das Training am Sonntag bestand ausschließlich aus Kata. In der ersten Trainingseinheit waren dies die Kata Heian 1 bis 4, während die Fortgeschrittenen Heian Yondan sowie Kanku Dai und Hangetsu übten.

reichlich viel Kräfte verfügten und auch untereinander ihre Kräfte messen konnten.

Das Training am Sonntag bestand ausschließlich aus Kata. In der ersten Trainingseinheit waren dies die Kata Heian 1 bis 4, während die Fortgeschrittenen Heian Yondan sowie Kanku Dai und Hangetsu übten.

Es war schon fast zum Verzweifeln: Sensei Fujinaga zeigte eine Technik in der Kata und meinte dazu: "So müßt ihr es machen." Nun versucht der Schüler, es dem Meister gleichzutun, aber es gelingt nicht. Der Meister weiß schon nicht mehr, wie er es dem Schüler noch beibringen soll, der Schüler gibt sein Bestes aber der Meister schüttelt nur den Kopf und sagt: "Nochmal." Besonders die Endbewegungen der Kata Kanku Dai und Hangetsu ließ Sensei Fujinaga unzählige Male wiederholen. Ich glaube, er brach dann aus Zeitgründen ab, denn so richtig zufrieden, schien er mit unserer Ausführung nicht zu sein.

Einmal geht jeder Lehrgang zu Ende und so auch dieser. Nachdem wir uns umgezogen hatten, ging es wieder auf die Piste gen Heimat. Die Sonne brannte auf das Wagendach und es war kaum auszuhalten; um so mehr freuten sich alle auf das bevorstehende Bad in Zeischa, mit dem wir dieses Wochenende ausklingen ließen.

Ich denke, daß dieser Lehrgang hoffentlich allen sehr gefallen hat. Der nächste Fujinaga-Lehrgang kommt bestimmt und ich fahre wieder hin. Du kommst doch auch mit oder?

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