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17.07.: Instructor-Ausbildung in Ungarn

Auch wenn die ungarische Stadt Zalaszentgrot rund 750 Kilometer von uns entfernt liegt, so ist sie doch zumindest für das nun schon zum 2. Mal stattfindende Internationale Karate-Instructor-Camp ein idealer Ort. Bilder vom Lehrgang findet Ihr hier.

Um die Anfahrt etwas ruhiger zu gestalten, fuhren wir bereits am Dienstag über Prag nach Wien, wo wir übernachteten. In Prag nutzten wir die Gelegenheit zu einem kurzem Zwischenstopp, um uns die Goldene Stadt anzusehen.

Am Mittwoch waren wir mit die ersten die Zalaszentgrot eintrafen. Die Amerikaner (3 von ihnen waren auch schon im letzten Jahr dabei), waren schon ein wenig früher angereist, saßen gemeinsam mit Safar Sensei und Otis Sensei beim Mittagessen als wir eintrafen. Natürlich folgte zunächst eine herzliche Begrüßung. Während die Anmeldung im letzten Jahr etwas durcheinander ging, hatte Safar Sensei in diesem Fall durch seine Frau für eine perfekte Organisation gesorgt. Ein großes Lob hierfür an die Organisatoren!

Da wir am ersten Tag noch Freizeit hatten, schauten wir uns zunächst die Stadt ein wenig an, was in Anbetracht der Größe Zalaszentgrots nicht allzuviel Zeit in Anspruch nahm. Nach und nach trafen auch die anderen Lehrgangsteilnehmer aus Ungarn und Deutschland ein...

Am nächsten Morgen ging es dann erst einmal zum gemeinsamen Frühstück in die nahgelegene Schule. Überall sahen wir viele bekannte und vertraute Gesichter und in nur einer knappen Stunde sollte das erste Training schon beginnen. Das Rührei mit Speck war hierbei sicherlich nicht die richtige Wahl für das Frühstück.

Das erste Training wurde vom Bürgermeister der Stadt Zalaszentgrot eröffnet. Desweiteren waren aber auch Repräsentanten anderer Städte und Verbände anwesend. Nach einigen Ansprachen begann dann endlich das erste Training unter Leitung von Safar Sensei. Das Haupt-Thema der vier Lehrgangs-Tage war Kumite. Wie üblich begannen wir mit grundlegenden Übungen des Sanbon-Kumite um dann im weiteren Verlauf hierauf aufbauend andere Kumite-Formen zu üben. Viele Partnerwechsel ermöglichten unterschiedliche Trainingserfahrungen und stellten die Übenden immer wieder vor neue Herausforderungen, schuf aber zugleich auch die Basis für neue Bekanntschaften und Freundschaften.

Da das erste Training recht anstrengend war, fühlten wir uns nach dem Training recht müde und nutzten die Mittagspause zum Ausruhen. Die Mittags-Hitze heizte die Turnhalle noch zusätzlich auf, so dass die meisten das Nachmittags-Training bei Otis Sensei als besonders anstrengend empfanden.

Nach dem Training hatten wir ein wenig Freizeit und für 19.00 Uhr freuten sich die meisten schon auf die Weinverkostung auf einem nahegelegenem Weingut. Doch pünktlich kurz vor dem Abmarsch begann es kräftig zu regnen. Safar Sensei hatte jedoch einen Bus organisiert, so dass wir alle trocken ankamen. Nach verschiedenen Sorten Wein ging es dann aus dem Keller hinauf in die Gaststube, wo uns ein Ungar mit Volksweisen auf dem Akkordeon erfreute. Safar Sensei und besonders einige Ungarn sangen kräftig mit. Eine fantastische Stimmung erfüllte den Raum und auch das Abendessen war super. Einzig die scharfen Paprika des letzten Jahres hatte ich ein wenig vermisst.

Am nächsten Morgen ging es dann nach einer recht kurzen Nacht weiter. Safar Sensei leitete das Training und begann sogleich mit einigen interessanten Kombinationen nach der Erwärmung, die so manchem Teilnehmer schon arge Probleme bereitete. Die Übung selbst wurde dann etwas ruhiger. Das Mittagessen war heute auch besser und für den Nachmittag stand neben dem Training auch noch ein besonderer Teil auf dem Programm: Prof. Stricevic (ja - genau der der auch das Buch "Modernes Karate" verfasst hat, Dekan des Institus für Gesundheitswissenschaften an Long Island Universität in New York), sollte zu einigen ausgewählten Themen referieren. Hierauf freuten wir uns natürlich besonders.

Safar Sensei und Prof. Stricevic sind seit vielen Jahren enge Freunde und so war Prof. Stricevic dieser Einladung natürlich gern gefolgt. Am ersten Tag referierte er über die Bedeutung der Shorin und Shorei Kata und lies uns an seinen Ansichten und Erkenntnissen teilhaben. Obwohl ein sehr berühmter Mann ist Prof. Stricevic sehr freundlich, entgegenkommend, hilfsbereit... Gleichwohl merkt man ihm aber auch an, dass er bei Prüfungen ein sehr strenger aber zugleich auch fairer Prüfer ist.

Safar Sensei übersetzte für die Ungarn und irgendwann einmal hielt er in seiner Übersetzung inne. Prof. Stricevic trat hinter Safar Sensei, legte seine Hände auf dessen Schultern und sagte, "ja mein Freund, der Dolmetscher, scheint schon irgendwo anders zu sein..." Daraufhin begann Safar Sensei vermeintlich für die Ungarn zu übersetzen, indem er die Worte von Prof. Stricevic auf Englisch wiederholte bis er bemerkte, dass er nicht Ungarisch, sondern Englisch sprach. Solche Situationen, kurze Anekdoten usw. lockerten den Vortrag auf, so dass die anderthalb Stunden wie im Flug vergingen.

Der heutige Abend war frei. Wir nutzten ihn neben verschiedenen Diskussionen jedoch auch um eine kleine Überraschung für den Geburtstag Safar Sensei's am Samstag vorzubreiten.

Am Samstag morgen trafen wir uns alle früh zeitig in der Lobby des Hotels, um Safar Sensei ein kleines Geburtstags-Ständchen zu bringen. Er war über das Ständchen so gerührt, dass er zunächst nach Worten ringen musste. Das Training am heutigen Morgen übernahm Otis Sensei. Gleich im Anschluss an das Training folgte der nächste Vortrag von Prof. Stricevic. Diesmal stellte er grob verschiedene Trainingsintensitäten und Trainingsmethoden für Spitzen-Sportler und Freizeit-Sportler vor. Als wichtigste Botschaft gab er uns eines mit auf den Weg: "Ihr macht doch traditionelles Karate... Leute, hört damit auf! ... Wenn ihr traditionelles Karate macht, müsst ihr nämlich alles machen (gemeint ist Training für Spitzensportler und Freizeitsportler) Das ist einfach zu viel!" Aber zugleich lies er uns wissen, dass es keinen Spitzen-Karateka gäbe, der nicht zuvor eine gute traditionelle Schule besucht habe.

Nach dem Mittag fanden Dan-Prüfungen statt: 2x Shodan, 1x Nidan, 1x Yondan und 4x Rokudan. Die Prüfungen zogen lange sich hin, so dass der anschließende Wettkampf erst mit rund 2 Stunden Verspätung beginnen konnte. Der Wettkampf war hochkarätig besetzt. Dabei wurden Wettbewerbe sowohl im Einzel als auch Team ausgetragen und zwar jeweils in den Kategorien Kata und Kumite. Ein junger Ungar bestach mit einer herausragenden Kata-Leistung und einer ebenso guten Leistung im Kumite. Eine winzige Unaufmerksamkeit von Kevin Warner (US Kata-Champion) nutzte er konsequent aus. Als er darauf aber auf Russell traf, verlor er, da Russell es verstand, ihn 3 Mal zum Verlassen der Kampffläche zu zwingen. Nathan, der schwergewichtige amerikanische Polizist war diesmal nicht so gut drauf - oder besser: die anderen waren besser auf ihn vorbereitet. Sein längster Kampf dauerte diesmal 1.07 Minuten, der kürzeste 7 Sekunden. Im letzten Jahr hatte er den Kampf schon mit dem "Hajime" des Kampfrichters erfolgreich für sich entschieden.

Am Abend fand die große Lehrgangsparty statt, die zugleich die Geburtstags-Party von Safar Sensei war. Diesmal spielte eine Band auf - dies allerdings so laut, dass die Tanzfläche weitestgehend leer blieb und die meisten draußen standen (leider). Das Essen und die Geburtstagstorte von Safar Sensei waren allerdings wieder sehr gut. Im Verlauf des Abends gab Safar Sensei auch die Prüfungsergebnisse bekannt. Die Yondan-Prüfung sowie 3 der Roku-Dan-Prüfungen waren nicht erfolgreich.

Dann war es auch schon wieder Sonntag-Vormittag: Letztes Training. Zu Beginn des Trainings hatte Safar Sensei eine Überraschung. Er teilte uns mit, dass er sich, nachdem er bis 5.30 Uhr morgens über die Prüfungsergebnisse zusammen mit Otis Sensei und Prof. Stricevic diskutiert hatte, dazu entschlossen habe, einige der Prüfungsergebnisse zu revidieren, da er nicht mit einer möglicherweise falschen Entscheidung leben wolle. So gab er unter lautem und anhaltemden Beifall zwei weitere erfolgreiche Rokudan-Prüfungen bekannt.

Das letzte Training hatte Kata und deren Anwendung zum Inhalt, wobei Safar Sensei Wert darauf legte, dass Kata wie Kumite auszuführen sei. Richtiges Üben von Kata ist dem Kumite gleichzusetzen, wobei Kumite aber nicht gleichwertig zu Kata ist. Zum Abschluss des Trainings forderte Otis Sensei dazu auf, eintausend Mal einen Choku Tsuki auszuführen - nicht einfach tausend Choku Tsuki. Safar Sensei erinnerte im Anschluss daran, dass Nishiyama Sensei immer gesagt hat: "Eintausend Mae Geri sind ein Mae Geri."

Dieses Instructor-Camp in einer einzigartigen Atmosphäre war leider viel zu schnell vorüber. Allerding sind wir uns sicher, dass wir auch im kommenden Jahr wieder dabei sein werden.

Bilder vom Lehrgang findet Ihr hier.

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