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Sumo-WM

Es war die erste Sumo-WM außerhalb Japans überhaupt - und diese fand auch noch ganz in unserer Nähe, in Riesa statt.

Die Sachsen-Arena, ein neu erbauter Hallenkomplex in der Elbe-Stadt war bis auf den letzten Platz ausverkauft. 4000 Zuschauer füllten die Halle. Einige waren gekommen, weil sie sich für Sumo interessierten, andere wieder, um ihre Favoriten anzufeuern und wieder andere einfach nur um da zu sein.

Es waren allerdings einige Prominente anwesend. Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Fernsehmoderator und ehemaligen Judo-Europameister Axel van der Groeben. Natürlich war fast die gesamte Führung des internationalen Sumo-Verbandes anwesend, der Landrat, der Oberbürgermeister und nicht zuletzt zahlreiche bekannte Gesichter und Namen aus dem Bereich des Sumo-Sports.

Was mir nicht bekannt war, war der Umstand, dass wir erst ab 18.00 Uhr in die Halle konnten, so mussten wir die Zeit bis dahin (es waren noch gut 45 Minuten) anderweitig verbringen. Wir schauten uns daher den ganzen Komplex einmal von außen an und bewunderten vor dem Eingangsportal die Sumo-Skulpturen eines Chemnitzer Künstlers.
In der Halle war alles der Tradition des Sumo entsprechend aufgebaut. Die aus dem Fernsehen bekannte "Bühne" mit dem Kreis, in welchem die Kämpfe stattfinden sollten, darüber das obligatorische Dach... Der Kreis war mit feinem trockenem Lehm gefüllt, während außen um den Ring Quarzsand verteilt wurde, um ggf. genau erkennen zu können, ob einer der Kämpfer vorzeitig den Ring verlassen hat.

Sumo ist nach den Worten des Präsidenten des Internationalen Sumo-Verbandes eine Kunst, bei der es darum geht, die Kraft des Geistes mit der des Körpers zu vereinen und so in einem Wettstreit mit dem Gegner zu treten.

Die Regeln des Sumo sind an sich relativ einfach. Es wird versucht, den Gegner entweder aus dem Ring zu befördern oder aber zu erreichen, dass dieser mit einem anderen Körperteil als dem Fuß den Boden berührt. Hierzu ist es erlaubt, den Gegner mit Schlagbewegungen, Ziehen und Schieben, Heben und Würfen zu attackieren. Überwacht wird der Wettkampf von insgesamt sechs Kampfrichtern, welche hier nach jeder Gewichtsklasse ausgewechselt wurden. Ein Ringrichter, vier Seitenkampfrichter und ein Hauptkampfrichter. Traditionell wurden die Kampfrichter auf japanisch mit Namen und ihren jeweiligen Graduierungen vorgestellt.

Um 19.00 Uhr zunächst die Eröffnungsveranstaltung. Eine Gruppe Trommler (sie hieß Tenteko) aus Düsseldorf eröffnete die Veranstaltung mit traditionellen japanischen Trommelklängen. Darauf folgte der Einzug der Nationen. Immerhin waren Teilnehmer aus vierzig verschiedenen Ländern angereist, wobei einige Mannschaften allerdings nur aus einem Mann oder einer Frau bestanden (z.B. Korea oder Thailand).

Danach folgten diverse Ansprachen. Insbesondere der Vorsitzende des Internationalen Sumo-Verbandes hob hervor, dass man mit diesen Weltmeisterschaften in Riesa die internationale Verständigung verbessern, die japanische Kultur auch in andere Länder bringen und nicht zuletzt auch zu einem besseren Miteinander beitragen wolle. Die deutschen Redner bedankten sich besonders für die Ehre, die ersten Sumo-Weltmeisterschaften außerhalb Japans in Riesa abhalten zu dürfen...

Und dann ging es auch sofort zum nächsten Programmteil, den Kämpfen im Semifinale bis hin zum Finale über. An sich betreten alle Kämpfer den Ring mit einem großen Schritt, ohne den äußeren Teil der Bühne zu berühren, aber die Europäer nehmen das wohl nicht so genau. Auch wird in den Ring Salz gestreut (was man auch im Fernsehen bei den großen Profi-Wettkämpfen immer wieder sehen kann), um die bösen Geister zu vertreiben, aber diese Geste war nur bei den Kampfrichtern und einigen wenigen Sumo-Tori zu beobachten.

Zunächst starteten die Frauen. Die Kämpfe im Leichtgewicht waren alles andere als interessant. Doch dann im Mittelgewicht und Schwergewicht dominierten eindeutig die Russen und diese kämpften wirklich! An einigen Stellen gab es sogar Szenen-Applaus. Im wesentlichen sicherten sich bei den Damen die Russen die fordersten Plätze. Die einzige bis ins Finale gekommene Japanerin musste sich geschlagen geben und erreichte keinen Medaillenplatz, wohingegen die deutschen Starterinnen schon etwas erfolgreicher waren.

Den wohl kürzesten Kampf des Abends lieferte die thailändische Starterin. Kaum das der Kampf eröffnet wurde, wollte sie nach vorn stürmen, rutschte aus, fiel auf das Knie und verlor so den Kampf. Ein durchschnittlicher Sumo-Wettkampf dauert etwa 15 Sekunden. Hier wurde dieser Durchschnitt natürlich deutlich unterschritten.

Bei den Herren wurde es dann noch interessanter. Russen, Bulgaren und natürlich die Japaner beherrschten die Szenerie sehr deutlich. Einige Weltmeister wurden abgelöst und neue wurden gekürt...

Im Leichtgewicht beispielsweise musste sich der japanische Teilnehmer geschlagen geben kam nur auf den dritten Platz. Interessant im Leichtgewicht (-85 Kilogramm), der Kampf um die Goldmedaille. Der Russe trat hier gegen den amtierenden Weltmeister von den Fidschi-Inseln an. Nachdem beide Kämpfer keinen großen Vorteil erlangen konnten, verharrten sie regungslos. Das Publikum begann die beiden durch rhythmischen Klatschen anzufeuern und mit einem Mal ging alles ganz schnell. Ein Wurf, der Mann von den Fidschi-Inseln flog in hohem Bogen aus dem Ring und verlor damit seinen Titel.

In einem anderen Kampf im Mittelgewicht der Männer (85 bis 115 Kilogramm) startete der Teilnehmer, stürmte auf seinen Kontrahenten (einen Japaner) los. Der Japaner (er wurde übrigens Weltmeister), wich zur Seite aus und verpasste seinem Gegner noch ein wenig Schwung und schon war dieser aus dem Ring und hatte verloren.
Im Schwergewicht der Männer war tatsächlich einer der schwergewichtigen Männer bis ins Semi-Finale gekommen, die ich persönlich schon eher als fett, denn schwergewichtig bezeichnen würde. Der Sumo-Tori, ein Niederländer, hatte sich seinen Gürtel umgebunden und auf allen Seiten quoll das Fett hervor. Sein Bauch(-fett) quoll sogar noch über seinen Gürtel (Mawashi) hinaus. Sein Gegner war vergleichsweise schwächlich gebauter Sumo-Tori. Doch der Kampf dauerte nicht allzu lange. Der Niederländer stürzte auf den Bauch und der Kampf war vorüber. Die anderen beiden sehr dicken (und wohl schwersten Wettstreiter) kamen aus Amerika und Deutschland. Beide konnten kaum noch gehen, so viel Gewicht hatten sie mit sich herum zu schleppen.

In einem anderen Kampf gelang es dem einen der beiden Kontrahenten, seinen Gegner am Gürtel zu packen und so hob er ihn einfach aus dem Ring.

Den Titel im Schwergewicht der Männer holte sich wieder ein Japaner, wobei dies sicher nicht ganz unumstritten ist. Im Finalkampf trat der Japaner gegen einen Mongolen an. Nach einem sehr langen Kampf stürzten beide nahe am Ringrand und fielen fast sogar noch die ca. 1 Meter hohe Bühne hinab. Der Ringrichter gab dem Mongolen den Sieg, als sich von einem der Seitenkampfrichter Widerspruch erhob. Nach einer längeren Diskussion wurde befunden, dass beide Kämpfer den Boden gleichzeitig berührt hätten und der Kampf daher zu wiederholen sei. In der Neuauflage des Kampfes machte der Japaner nun kurzen Prozess. Er stürzte auf seinen Gegner los, bearbeitete ihn mit Schlägen und drängte ihn schließlich aus dem Ring. Sowohl die Entscheidung der Kampfrichter, den Kampf für unentschieden zu erklären als auch der anschließende Sieg des Japaners führte bei vielen Zuschauern zu Pfiffen und Buh-Rufen. Auch der Mongole verließ den Ring nach der Wiederholung des Kampfes sichtlich enttäuscht. Selbst bei der anschließenden Siegerehrung musste sich der Japaner noch einige Pfiffe gefallen lassen.Alles in allem ein sehr langer, doch äußerst interessanter Abend, der das Kommen wert war.

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